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Forschung für die Reisenden: Die Bahn lernt rechnen

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Saarbrücker Zeitung

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Bald erstellt der Computer den Fahrplan der Deutschen Bahn allein – Informatik-Tagung für Bahn-Mitarbeiter in Schloss Dagstuhl

Bis zum Jahr 2010 sollen bei der Bahn AG Computer die Kontrolle über den Fahrplan übernehmen. Wie man's macht, erfuhren Bahn-Mitarbeiter vor kurzem bei einer Informatik-Tagung auf Schloss Dagstuhl.

- Von CHRISTIAN SUHRBIER -

Wadern. Der Fahrplan der Deutschen Bahn AG ist eine der aufwändigsten Rechenaufgaben Deutschlands. 40000 Züge und 20000 Lokführer sind täglich zu koordinieren. 600 Mitarbeiter in der Frankfurter Konzernzentrale sind damit beschäftigt.

Bei einer Tagung im „Informatik-Kloster“ Schloss Dagstuhl bei Wadern kamen Informatiker, Mathematiker und Verkehrswissenschaftler aus ganz Deutschland mit Bahnstrategen aus Deutschland und Westeuropa zusammen. „Viele reden von einer Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis. Hier findet sie statt“, betont die Karlsruher Informatik-Professorin Dorothea Wagner. Dabei sollten einerseits die Mitarbeiter der Bahnunternehmen die neuesten Forschungsergebnisse kennen lernen, andererseits die Wissenschaftler mit den realen Bedingungen außerhalb ihrer Computertechnik konfrontiert werden.

Der Stand der Automatisierung und Computerisierung der europäischen Bahnunternehmen ist sehr unterschiedlich. Am weitesten sind die Niederländer, bei denen die Fahrpläne fast vollständig von Computern erstellt werden. „Da können wir noch viel lernen“, gesteht Frank Wagner, Stratege der Deutschen Bahn. Trotzdem sei man auch in Deutschland auf einem guten Weg. „In den vergangenen Jahren hat sich auch bei uns viel in Richtung Automatisierung entwickelt“, erklärt Frank Wagner. „Spätestens im Jahr 2010 wird der Fahrplan der Deutschen Bahn vollständig vom Computer erstellt.“

Königsdisziplin der Bahn-Forscher ist das Reagieren auf Störungen und Verspätungen. „Forschung für die Reisenden“, nennt das Leo Kroon, der Informatik-Professor an der Universität Rotterdam und Optimierer des holländischen Bahnunternehmens NS ist. „Das Problem ist, dass die Leute gleichermaßen von Verspätungen und fehlenden Informationen über Ursachen und Ausweichmöglichkeiten genervt sind“, sagt Kroon. Darum sei man dabei, ein computergesteuertes Infosystem zu entwickeln, das die Reisenden schnell und verbindlich informiert.

Auch im Bereich Streckenplanung und -ausbau setzen die Bahnunternehmen verstärkt auf Hilfe aus dem Computer. Überraschenderweise hätten Berechnungen ergeben, dass der Ausbau der nur 30 Kilometer kurzen Strecke zwischen der brandenburgischen Kleinstadt Hoyerswerda und dem polnischen Grenzort Horka ökonomisch interessanter ist, als der Neubau der gepriesenen ICE-Strecken Erfurt-Nürnberg und Köln-Frankfurt.

Durch den Ausbau der kurzen Strecke könne vor allem der internationale Güterverkehr auf der Linie Berlin-Dresden-Breslau deutlich gesteigert werden. Dank der Elektrifizierung der Strecke entfallen mehrfache Lokwechsel, was die Fahrzeiten der Güterzüge verkürzt und die Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs verbessert.


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