Das World Wide Web hat Kommunikation und Geschäftsprozesse nachhaltig verändert. Noch bedarf es aber bei der Auswahl und Interpretation der unzähligen Daten auf dem Web zu stark der menschlichen Intelligenz. Deswegen arbeiten Wissenschaft und Industrie an einer nächsten Generation des Webs, dem so genannten „Semantic Web“. Ziel dieser Initiative ist, die Bedeutung von Web Daten, die bisher ausschließlich für den Menschen zugänglich ist, auch für Maschinen verstehbar zu machen. Dies wird erreicht, indem Dokumente mit zusätzlicher Information, sog. Meta-Information, versehen werden, die die Bedeutung der Dokumente auf standardisierte Weise beschreibt. Diese Standardisierung ermöglicht auch Maschinen die automatische und intelligente Verarbeitung der Bedeutung von Dokumenten.
Anwendungen des Semantic Web sind vielfältig, besonders im Bereich wissensintensiver Prozesse, beispielsweise kontextbezogene Informationsvernetzung für intelligentes Information Retrieval, personalisierte Wissensportale, Helpdesk-Systeme, die intelligente Navigations- und Entscheidungshilfen geben. Ziel des Semantic Web ist nicht zuletzt die Schaffun von „Intelligenten Agenten“, also Programmen, die im Namen eines Anwenders quer über unterschiedliche Quellen Information selbständig miteinander verknüpfen können, um z.B. Termine zwischen Geschäftspartnern auszuhandeln geeignete Flüge zu buchen, die An- und Weiterreise per Bahn und die Hotelreservierung zusammenzustellen, alles unter Berücksichtigung der persönlichen Präferenzen und Einschränkungen der Reisenden.
Bei solchen Anwendungen müssen die Programme fähig sein, zumindest teilweise unabhängig vom Menschen logisch zu denken und zu agieren. Logisch denken heißt unter anderen, dass Maschinen selbständig aus vorhandenen Informationen neues, noch nicht existierendes Wissen erschließen. Dies geschieht oft durch die Anwendung von Regeln (also stark vereinfacht „WENN-DANN“ Beziehungen). Man spricht in diesem Zusammenhang vom regelbasierten Schließen („reasoning“).
Genau dieses Gebiet des Semantic Web, nämlich Prinzipien und Anwendungen des regelbasierten Schließens auf dem Semantic Web, diskutieren auf Schloss Dagstuhl vom 11.-16. September 2005 ca. 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anlässlich des Seminars PPSWR („Principles and Practice of Semantic Web Reasoning“). Im Vordergrund stehen grundlegenden Techniken und Werkzeuge des regelbasierten Schließens, welche für verschiedene Anwendungen auf dem Semantic Web gebraucht und bereits eingesetzt werden. Der Schwerpunkt des Seminars liegt auf allgemeinen Prinzipien des Schließens, was die Wiederverwendung der Technologien für unterschiedliche und neue Semantic Web Anwendungen ermöglicht. Weitere Informationen zu dem Seminar und Teilnehmer finden Sie unter http://www.dagstuhl.de/05371/